Kurios: Werner Bucher ist der Jupp Heynckes von Brigachtal (Südkurier)

Auf einen Kaffee mit Werner Bucher: Der 66-Jährige ist Trainer beim Fußball-Bezirksligisten FC Brigachtal. Im Interview spricht Bucher über den Verleich mit FC-Bayern-München-Trainer Jupp Heynckes, seinen eigenen Trainerstil und wie es für ihn beim FC Brigachtal weitergeht.

Herr Bucher, Sie wurden mit dem Erfolgstrainer, Jupp Heynckes, vom FC Bayern verglichen (Quelle: Fussball.de). Wie ist Ihre persönliche Meinung über die Bayern?
Es steht außer Frage, dass der FC Bayern eine Top-Mannschaft ist, die mit ihren Leistungen, auch international, beeindruckt. Bayern ist die Mannschaft, in der Bundesliga – die Tabellenplätze sprechen für sich. Besser geht es nicht, da kann man sich schon einiges abschauen. Ich selbst gehe jedoch lieber mal zu den Spielen des SC Freiburg. Dort sitze ich dann schon mal zwischen Jogi Löw und Frank Wormuth, Cheftrainer der Sportschule Köln.

Das ist ja interessant! Und was besprechen Sie mit den Beiden dann so?
Naja, ich habe das Glück, an entsprechende Tribünentickets zu kommen, die meistens neben Jogi oder Frank sind. Die beiden sind auch nur Menschen. Meistens reden wir über das aktuelle Spiel auf dem Platz. Manchmal ist der Trainerjob an sich oder die letzte WM aber auch Thema. Das ist alles eigentlich sehr unspektakulär.

Jetzt wurden Sie ja kürzlich deutschlandweit mit einem der ganz Großen im Trainerbusiness verglichen, Jupp Heynckes. Haben Sie ihn auch schon getroffen?
Nein, das hat sich leider noch nicht ergeben. Das wäre schon sehr interessant. Er macht ja auch einen tollen Job und ist ein interessanter Mensch.

Und wenn Sie ihn einmal treffen könnten, was würden Sie ihn fragen?
Ich glaube, ich würde ihn zu den Anfängen seiner Trainerkarriere befragen. Das ist bestimmt sehr interessant, wie sich das alles so entwickelt hat bei ihm. Aber sicher würde ich ihn auch fragen, ob wir uns eigentlich nicht ein gescheites Hobby hätten aussuchen können. (lacht) Der Trainerjob bedeutet ja schon, viel Zeitaufwand, unter der Woche zwei bis drei Mal Training, am Wochenende auch wieder unterwegs zu Spielen. Es ist ja nicht damit getan jeweils am Samstag oder Sonntag 90 Minuten am Spielfeldrand zu stehen und die Jungs anzufeuern. Ein Trainer, der seine Mannschaft ernsthaft vorwärtsbringen will, schaut sich immer auch die nächsten Gegner an, macht Taktikvorbereitungen, setzt auf Teambuilding. Das ist ja alles „Freizeit“, die vom Privatleben abgeht. Das sehen die wenigsten. Aber mir macht das einfach Spaß.

Das merkt man. Sie sind mit Herzblut bei der Sache. Was ist denn ihr Erfolgsrezept? Die Mannschaft blüht ja richtig auf unter ihrer Führung.
Ach, (winkt ab) ich denke, es gibt viele Typen wie mich. Ich habe kein Erfolgsrezept. Ich versuche, den schmalen Grad zwischen Kumpelhaftigkeit und Konsequenz zu beschreiten. Das heißt, die Spieler müssen merken, dass ich der Boss bin, aber trotzdem Vertrauen zu mir haben. Da die Mannschaft um meine Erfolge in der Vergangenheit weiß, können Sie mich auch besser als Boss akzeptieren. Auf der anderen Seite ist es mir auch extrem wichtig, dass man die Mannschaft wieder als Team auf und neben dem Platz wahrnimmt. Das war ja in den vergangenen paar Jahren leider nicht mehr der Fall. Darum werden wir auch wieder mehrtägige Trainingscamps machen, bei denen neben dem intensiven Training auch der gesellige Teil eine große Rolle spielt.

Nun sind Sie ja, wie Heynckes, als Interimstrainer bis zur Winterpause eingesetzt. Wie geht es danach weiter?
Die Entscheidung ist noch ganz frisch. Die Mannschaft kam vergangene Woche auf den Vorstand zu und fragte, wie es mit dem Trainer weiter geht nach der Winterpause. Sie sprachen sich geschlossen dafür aus, dass ich weiter machen soll. Das teilte mir der Vorstand mit. Ich war echt ein wenig gerührt, dass ich in der kurzen Zeit solch ein Ansehen bei der Mannschaft gewonnen habe. Ich habe kurz darüber nachgedacht und entschied mich dafür, bis auf Weiteres die Jungs zu trainieren. Ich freue mich auf die kommende Zeit. Die Jungs kann man entwickeln und sie machen mir Spaß. Für mich spielt das Miteinander eine große Rolle. Ohne das aktuelle Vorstands- und Co-Trainerteam hätte ich mich definitiv anders entschieden. Das Menschliche muss passen. So sehen wir nun endlich wieder Licht am Ende des Tunnels.

Sind sie auch bereits in Lohnverhandlungen mit dem Verein? An das Gehalt von Jupp Heynckes wird es nicht ganz heranreichen, oder?
(lacht) Nein, davon sind wir Lichtjahre entfernt. Aber bei uns geht es ja auch nur um eine Aufwandsentschädigung. Ich fände es viel wichtiger, die gut ausgebildeten Jugendtrainer mit einer angemessenen Aufwandsentschädigung zu entlohnen. Diese haben schließlich auch ihre wöchentlichen Fahrtkosten und sonstige Auslagen. Das wäre ein wichtiger Schritt zu einer besseren Jugendarbeit in den Vereinen. Lieber bei den Haupttrainern sparen und die Jugendarbeit honorieren.

Zur Person
Werner Bucher (66) ist verheiratet und hat vier erwachsene Kinder. Seine jüngste Tochter hat den Artikel über Ihren Vater auf dem Internetportal Fußball.de als erste entdeckt und ihn drauf aufmerksam gemacht. Bucher ist ein echter Klengener und schon immer dort wohnhaft. Zuletzt hatte er eine längere Trainerpause eingelegt. Für den FC Klengen saß er bereits von 1974 bis 1986 und von 1999 bis 2001 auf der Trainerbank.


Fragen: Simone Wohlgemuth

Quelle:
Artikel aus dem Südkurier vom 29.11.2017
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